Schneesturm

Foto einer schwarzen Katze, die auf die Kamera zuläuft. In ihrem Fell Schneelflocken. Sie läuft durch Schnee.
Freies Foto von Pexels. Meine Wenigkeit bei einem Schneespaziergang.

CN: Weihnachten, Mobbing, Ableismus, Sadismus

 

Miau und hallo, meine zauberhaften Leser*innen,

 

eine Woche noch bis zu den Feiertagen. Jetzt geht es wieder schnell. Gestern ist Anna in der Küche noch einmal mit allen die Liste für die Feiertage durchgegangen. Da stehen die Telefonverabredungen drauf, wer innen wann was machen möchte, was es zu essen gibt und solche Sachen … und was sie machen, falls der Trigger doch zu heftig zuschlägt. In den letzten Jahren sind diese Tage leichter geworden. Zum Glück. Aber wenn an Heiligabend so ab 16 Uhr diese Weihnachtsstimmung durch alle Ritzen in die Wohnung kriecht, kann es schon mal schwierig werden. (Unvergessen das Jahr, als eine Kleine kurzerhand Knoblauch ins Fenster hängte, mit dem Kommentar: Wenn es gegen Vampire hilft, hilft es auch gegen diese komische Weihnachtsstimmung. Nun ja. Aber zumindest mussten alle jedes Mal lachen, wenn sie die Küche betraten.)

 

 

Während sich also alle mit Feiertagsvorbereitungen beschäftigten, saß ich gemütlich auf dem Bett und habe mich an meine ersten Weihnachten bei Charly (=> 6. Bewährungsprobe und 10.2 Familiengeheimnisse oder kurz: Who Is Who) und die Ereignisse, die dem voraus gingen, erinnert. 

 

 

Foto eines schwarzen Katzenkindes, das mit Schneeflocken bedeckt ist und nicht sehr erfreut in die Kamera guckt.
Freies Foto von Pixabay. Ich als Baby im Schnee.

Auch damals waren es nur noch ein paar Tage bis Weihnachten und wie immer in meinen ersten Lebensjahren hatte ich so gar keine Lust auf die große Party (=> Advent und Karibische Weihnachten). Ich lebte zu dem Zeitpunkt erst seit sechs oder sieben Wochen bei Charly, seit Anfang November, als ich zehn geworden war und meine Ausbildung begann. Mit zehn sind wir magischen Tiere noch Kinder, ins Teenie-Alter kommen wir ungefähr mit dreißig, mit dem Ende unserer Ausbildung, mit 60, gelten wir als erwachsen. Leider gibt es keinen festen Umrechnungsfaktor für unser Alter in Menschenalter. Mit meinen knapp 200 bin ich, wäre ich ein Mensch, ungefähr Mitte dreißig. Unsere Entwicklung verläuft einfach anders.

 

Also, wo war ich? Ach ja. Mein Einzug bei Charly. Nur allzu gut erinnere ich mich an jenen ersten Abend. Ich hatte mich schüchtern und unsicher in eine Ecke ihrer alten Hütte zurückgezogen. Klar, war ich froh, nicht mehr bei meinem cholerischen, sadistischen Vater leben zu müssen; auf der anderen Seite kannte ich Charly gar nicht, bis mich Angelo an jenem Morgen vor ihrer Tür abgesetzt und mich kurz in Kenntnis gesetzt hatte, dass ich von nun an hier zu leben hätte und Charly mich ausbilden würde. Charly sprach an jenem Tag nicht viel mit mir – und ich war komplett verunsichert, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalten sollte. Also hatte ich mich, wie ich es von „zu Hause“ gewohnt war, nach dem Abendbrot in eine Ecke verkrümelt, um ja nicht im Weg zu sein. Als Charly relativ früh anfing, es sich auf ihrem Bett aus alten Decken und Kissen unter dem Fenster gemütlich zu machen, stutzte sie allerdings und blickte sich suchend in dem kleinen dunklen Raum um. Ich glaube, sie sah damals schon nicht mehr besonders gut, auch wenn sie das nie zugegeben hätte. Schließlich entdeckte sie mich, brummelte zunächst etwas Unverständliches, setzte sich auf und fing an, vor sich hinzumurmeln, wie es manche magischen Tiere tun, wenn sie zaubern. Aus meiner Ecke sah ich ein paar magische himmelblaue Funken aufblitzen – und schon lag direkt neben ihrem Lager ein weiteres. Aus dicken Kissen und warmen Decken. In rosa. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum das meine Lieblingsfarbe ist.

 

Mit den knappen Worten: „Für dich“ kuschelte sie sich wieder in ihr Bett. Vorsichtig schlich ich zu ihr hinüber, war ich es doch von Angelo gewohnt, dass sich jede augenscheinlich freundliche Geste doch noch ins Gegenteil verkehrte. (So warf er mir einmal zum Abendbrot eine besonderes fette Maus hin, auf die mich gierig stürzte. Doch in allerletzter Sekunde riss er sie mir aus den Pfoten, verschlang sie selbst und schickte mich ohne Abendbrot ins Bett. Einige von euch werden solche Aktionen sadistischer Lebewesen nur allzu gut kennen.)

Doch nichts passierte, als ich mein Bettchen erreicht hatte, und so legte ich mich zögernd drauf, immer noch damit rechnend, dass Charly es unter mir wegzaubern würde, wie es Angelo getan hätte. (Dort schlief ich immer in einer Ecke auf dem harten kalten Boden.) Als nichts Derartiges geschah, ließ ich mich tiefer in die wunderbar weichen Kissen sinken. Charlys Magie ist schon erstaunlich, so einen gemütlichen Platz aus dem Nichts zu zaubern, ist nicht einfach. Leider war sie nicht gut darin, ihr Können zu vermitteln. Egal. Jedenfalls schlief ich in jener Nacht, begleitet von Charlys nicht gerade dezentem Schnarchen, zum ersten Mal in meinem Leben mehrere Stunden am Stück.

 

Tja, auch wenn mein Umzug zu Charly einige solcher kleinen Verbesserungen meines Lebens zur Folge hatte, ein Problem war ich dadurch nicht losgeworden: Hakoon und seine Gang.

 

 

Foto eines grimmig schauenden vorwiegend schwarzen Katers mit orangen Schattierungen am Körper, einer weißen Brust und orangefarbenen Flecken an Brust und im Gesicht. Er steht einfach nur da und blickt Richtung Kamera.
Freies Foto von Pixabay. Hakoon.

Hakoon ist ein schwarzer Kater, mit weißer Brust und orangefarbenen Flecken im Gesicht und am Körper, einige Jahre älter als ich, genau wie seine drei Gang-Mitkatzen. Irgendwie sind das alles Cousinen und Cousins; keine Ahnung, das ist mir nach all den Jahren nicht mehr so ganz klar. Jedenfalls sind mittlerweile alle vier laut Konrad (das knurrende Killerkaninchen, unser Chefspion, => 9. Ämterchaos - Unerwartete Wendung) Mittiere der Unheilvollen (=> Wissenswertes). Habe ihn gestern angefunkt, weil ich wissen wollte, was aus ihnen geworden ist. Sie standen wohl zuletzt auf Neros Seite – und insofern ist derzeit nicht klar, ob sie noch leben und wenn ja, wo sie sich aufhalten (=> 11. Snowflake in Not). Überrascht hat mich die Info nicht, waren die vier doch schon damals einfach nur gemein.

 

Gemein zu mir. Solange ich denken kann, hatte sich diese Bande über mich lustig gemacht, mich gemobbt und allzu oft auch körperlich angegriffen. Und natürlich griff Angelo nie ein. Im Gegenteil, so manches Mal feuerte er sie noch an. Ich war klein, tollpatschig und unsicher und ängstlich und konnte damals noch viel schlechter springen als heutzutage. Und das nutzten sie schamlos aus. Tagtäglich.

 

So auch an jenem Tag, als der gesamte Zauberwald ein riesiges Problem hatte. Ein kaltes, unangenehmes, sehr weißes Problem. Auch Schneesturm genannt.

 

Kurz zur Erklärung, da ihr vermutlich denkt, dass das ja nicht so ungewöhnlich ist: Für den Zauberwald schon, denn eigentlich machen wir uns unser Wetter selbst. Der Vorstand entscheidet, was gerade gebraucht wird, und unsere magischen Frösche setzen das dann um. Daher auch das Wort Wetterfrosch, das ihr von uns übernommen habt. (Allerdings stopfen wir unsere Frösche nicht in Gläser, miau.) Diese Möglichkeit des Wettermachens ist auf das Gebiet des Zauberwaldes begrenzt und funktioniert nicht in der restlichen Magischen Welt. Saphira hatte zur Gründungszeit der Gemeinschaft der Magischen Tiere aus dem Zauberwald (=> Wissenswertes) eine unglaublich starke magische Barriere um den Wald gezogen, sodass die Wetterlagen der restlichen Welt abgewehrt werden. Dadurch bleiben wir bis heute von extremen Wetterlagen verschont.

 

Sehr praktisch, nicht wahr? Doch in jenen Tagen kurz vor Weihnachten lief irgendwas schief. Die Gründe dafür waren wohl nie genau zu eruieren gewesen; vermutet wird, dass durch einen Kampf zwischen zwei verfeindeten Troll-Clans im Bergland zu viel magische Energie in die Atmosphäre abgegeben wurde.

Auf der gesamten Magischen Welt tobte also ein Schneesturm sondergleichen, wie es ihn seit Tausenden von Jahren nicht gegeben hatte. Und unsere Wetterbarrieren wurden zunächst schwächer und es fiel immer mehr Schnee, bevor sie schließlich zusammenbrachen – und der Schneesturm auch durch unser Stück Land wütete.

 

Ich war gerade auf dem Rückweg von der Bibliothek zu Charlys Hütte, als der Sturm anfing stärker zu werden, aber noch nicht seine volle Kraft erreicht hatte. (Eins der wenigen Male, die ich diesen Ort betrat. Damals muss ich Tasso, arbeitete dieser doch in der Bücherei, tatsächlich hin und wieder begegnet sein, aber wir erinnern uns beide nicht daran.)

Massen von Schnee. Habt ihr eine Ahnung, wie das für ein Katzenkind ist, das nicht gut bis gar nicht springen kann? Richtig, ich versank bei jedem Schritt bis zum Bauch im Schnee, kam nur unter Mühen vorwärts und fand das alles gar nicht lustig. Anders als Hakoon und seine Bande, die eine wilde Schneeballschlacht veranstalteten.

 

Ich sah die vier viel zu spät. Normalerweise wich ich ihnen, wann immer es möglich war, aus. (Und kannte daher Tausende von Schleichwegen durch den Zauberwald.) Jetzt – aufgrund des vielen Schnees und des immer stärker werdenden Windes – hatte ich mich für den direkten Weg entschieden und war dabei, ihnen schnurstracks in die Pfoten zu laufen. Wobei meine Form der Fortbewegung kaum noch als Laufen zu bezeichnen war.

 

Hakoon sah mich als erstes und brüllte sofort: „Schaut, der *******kater! Auf ihn mit Gebrüll!“ (Er benutzte ständig ableistische Schimpfwörter, die ich euch hier ersparen bzw. durch *** ersetzen werde.) Zunächst flog mir eine Salve harter Schneebälle um die Ohren, dann lag ich auch schon im Schnee, unter vier Katzen begraben. In meinen Ohren dröhnte das Wort *******kater ohne Unterlass, sowie weitere Beschimpfungen, während die vier mich komplett einseiften (so nennt ihr das, glaube ich). Wie immer wehrte ich mich nicht. Bei ihren ersten Attacken auf mich hatte ich das noch versucht, aber dann wurde es in der Regel nur schlimmer. So war ich dazu übergegangen, mich totzustellen, sprich ganz starr zu werden. Meist ließen sie dann schneller von mir ab. So auch heute, nach ein paar Minuten verloren sie die Lust und zogen lachend und grölend von dannen. Nur Hakoon blieb noch einen Moment vor mir stehen und fauchte mir etwas zu, was in mir das Fass zum Überlaufen brachte: „Verschwinde einfach aus dem Zauberwald. Katzen wie du haben hier nichts verloren. Das sieht selbst dein Vater so. Die alte Schachtel (er meinte Charly) wird dir eh nichts beibringen können.“ 

 

Dann ging auch er, während ich mit den Tränen kämpfte. Wie gern hätte ich ihm einen Magiestrahl hinterhergeschickt, der ihn durch die Luft wirbeln ließ. Aber Hakoon hatte Recht – meine magischen Kenntnisse damals waren noch richtig mies.

 

Und daher traf ich eine Entscheidung: Ich würde abhauen. Ich würde den Zauberwald verlassen. Für immer. Ich würde mich schon irgendwie durchschlagen. Alles war besser als das hier. Mich würde hier eh keins vermissen.

 

So kämpfte ich mich durch Sturm und Schnee zur Grenze des Zauberwalds, wo das winterliche Unwetter in voller Stärke tobte. Ich habe keine Erinnerung daran, wie ich überhaupt einen Schritt vorwärtsgekommen bin, blind vor Trauer und Verzweiflung, aber auch voll von wütender Entschlossenheit, mir woanders ein besseres Leben aufzubauen.

 

Ich kam tatsächlich relativ weit, wie ich später feststellte, aber irgendwann verließen mich meine Kräfte. Eins sah kaum noch die Pfote vor den Augen. Ich war mittlerweile in einem Wald angekommen, was ich nur wusste, weil ich anfing, ständig gegen Bäume zu stoßen. Ganz unangenehm, um nicht zu sagen, schmerzhaft – und so versuchte ich, einen Unterschlupf ausfindig zu machen.

Ich hatte Glück, ich lief gegen eine der uralten Zaubereichen, eine Baumart, deren mächtige Stämme innen hohl sind und einen Eingang haben (=> 5. Ein Elchabenteuer), sodass sich eins wie in einer Höhle darin verstecken kann. Sie sind gut an ihrer speziellen Rinde zu erkennen, auch wenn eins nur mit der Nase gegenrennt.

So umrundete ich den Stamm vorsichtig, um die Öffnung ausfindig zu machen – und siehe da: Da war sie. Erleichtert kroch ich hinein und ließ mich erschöpft auf den Boden plumpsen. Hui, war der schön weich. Weich? Mooooment!

 

„EY, AUA! Runter von mir“, ertönte so auch prompt eine helle, sehr verärgerte Stimme. Rasch rutschte ich ein Stück zur Seite, drehte mich um und sah eins der niedlichsten Wesen, die mir je begegnet sind. Ein kleiner, puscheliger, weißer Schneehase, der mich allerdings zornig anblinzelte. 

 

 

Foto eines jungen weißen Schneehasens in einer winterlichen Landschaft. Von der Seite aufgenommen. Die Ohren stehen aufrecht und der Blick ist wachsam, aber freundlich.
Freies Foto von Pixabay. Clementina.

„Entschuldige bitte, hab dich nicht gesehen! Das war keine Absicht“, startete ich sofort eine Entschuldigungsrede, hatte ich doch für diesen Tag schon genug Ärger gehabt – und sich auf eins draufzusetzen, ist ja wirklich nicht nett.

„Ja, schon gut. Hör auf. Ich bin Clementina. Und du?“, stellte sie sich vor.

„Merlin“, antwortete ich knapp.

„Warte mal, ich sehe dich gar nicht richtig. Zu dunkel hier“, sagte sie und entzündete kurzentschlossen ein kleines magischer Feuer in der Mitte der großen Höhle, das uns nicht nur Licht, sondern auch Wärme spendete. Erst jetzt merkte ich, wie durchgefroren ich war.

 

„Bist du auch von zu Hause abgehauen?“, Clementina sah mich neugierig an.

Wenn sie sprach, bewegte sich ihre kleine Nase. So niedlich. Und doch: zu Hause? Mir stiegen schon wieder die Tränen in die Augen.

„Ja, irgendwie schon“, war alles, was ich herausbekam.

„Ich hatte echt die Nase voll“, erzählte Clementina, „weißt du, ich habe sieben ältere Brüder. Calimero, Claudius, Constantin, Calle, Cäsar, Cornelius und Caspar. Die können alle schon richtig gut zaubern und so. Und machen sich ständig lustig darüber, dass ich das alles noch nicht kann.“

Nun ja, ich fand, dass sie recht gut zauberte. Das kleine magische Feuer hätte ich damals noch nicht hinbekommen. Entweder wäre gar nichts passiert oder ich hätte den ganzen Wald abgefackelt.

„Und außerdem“, bevor ich den Gedanken laut äußern konnte, fuhr Clementina schon fort, „ziehen sie mich damit auf, dass meine Ohren viel zu kurz sind.“ Sie reckte den Kopf in meine Richtung.

„Ich finde an denen nichts auszusetzen“, kommentierte ich, da mich Clementina fragend anstarrte und offensichtlich etwas von mir dazu hören wollte. Waren in der Tat ganz normale Hasenohren.

„Siehste, ich auch nicht. Aber die Jungs haben viel größere Ohren. Und überhaupt, ständig spielen sie mir irgendwelche Streiche. Und Mama und Papa unternehmen nichts dagegen. Trösten mich zwar und sagen den Jungs, dass sie mich in Ruhe lassen sollen, aber die fangen immer wieder an. Heute hat es mir echt gereicht.“

Clementina starrte trotzig vor sich hin.

„Was ist passiert?“, erkundigte ich mich.

„Ach, erst haben sie mir Schnee in mein Schlafnest im Bau gepackt, mich beim Frühstück ständig mit Kurzohr angesprochen und als ich dann den Aufräumzauber vergeigt habe, haben sie sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt.“

„Oh, den kann ich auch noch nicht. Feuermachen auch nicht“, gestand ich.

„Was? Feuermachen ist kinderleicht. Das kann ich dir zeigen! Aber warum bist du weggelaufen?“

 

Und so erzählte ich Clementina von Angelo, Charly und von Hakoon und seiner Gang und davon, dass ich nicht (gut) springen kann. Ihre Augen wurden immer größer beim Zuhören.

„Ach, du grüner Troll“, kommentierte sie, als ich geendet hatte.

Dann rutschte sie langsam dicht an mich heran, sodass ich ihre Wärme spürte, lehnte ihren kleinen Kopf an mich und flüsterte: „Das tut mir leid.“

Einen Moment schwiegen wir beide und ich genoss ihre kuschelige Nähe.

Schließlich sah sie zu mir auf: „Das ist schrecklich. Dagegen kommt mir meins geradezu lächerlich vor. Ich meine, ich weiß, dass mich Mama und Papa liebhaben. Und Calimero, Claudius, Constantin, Calle, Cäsar, Cornelius und Caspar auch irgendwie. Sie treiben halt nur viel Schabernack mit ihrer kleinen Schwester – und ich wäre gern so toll wie sie.“

„Ich finde das schon gemein, wie sie dich aufziehen“, unterbrach ich sie.

„Ja, gemein schon. Aber nicht so …“ Sie schwieg einen Moment betroffen.

„Vielleicht sollten wir beide uns einfach zusammentun und die Welt erkunden“, schlug sie dann begeistert vor. „Zuerst üben wir springen und dann zeige ich dir das Feuermachen und dann erobern wir die Magische Welt.“

„Das wird nichts bringen. Also das mit dem Üben. Irgendwie ist das angeboren. Irgendwas stimmt mit meinen Hüften und Hinterbeinen nicht.“

„Hm. Zeig mal“, forderte mich Clementina auf.

Und so setzte ich zögernd zu einem Sprung an – und rutschte beim Landen ab und knallte mit dem Bauch auf dem Boden. Das Übliche halt. Entweder schaffte ich nur einen Mini-Hopser oder ich vergeigte die Landung.

„Okay. Stell dich nur mal so hin, als würdest du springen wollen“, bat sie mich und ich tat es, nachdem sie tatsächlich über meinen ersten Versuch nicht gelacht hatte. Vielleicht hatte sie ja wirklich ein paar Tipps, schließlich war sie eine Häsin.

Sie inspizierte meine Haltung und korrigierte die Beinstellung ein wenig.

„Versuchs noch mal!“

Hops. Plumps. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

Doch Clementina ließ nicht locker. Immer wieder brachte sie meine Pfoten in Position oder zeigte mir, wie sie es machte. So viel Mühe hatte sich noch keins mit mir gegeben.

Schließlich sagte sie: „Ich glaube, du hast auch ein Problem mit der Schwanzwurzel. Dadurch funktioniert die Steuerung durch den Schwanz nicht.“

(In der Tat hatte sie Recht, wie Jahrzehnte später mal eine menschliche Tierärztin feststellte. Neben einer Becken- und Hüftfehlstellung und irgendwie leicht schiefen Oberschenkelknochen war auf dem Röntgenbild – holla, war dieses Stillliegen ätzend – erkennbar, dass das da wohl mal was gebrochen gewesen sein muss, als ich ganz klein war, und nicht gut geheilt war.)

Wir probierten eine ganze Weile aus, wie ich das vielleicht durch die Stellung der Pfoten ausgleichen könnte. Auch wenn die Erfolge jetzt nicht bahnbrechend waren, wurde es langsam etwas besser. Weit entfernt von dem, was ich als Katze können müsste, aber besser. Und das Wichtigste war: Ich hatte Spaß dabei. Zum ersten Mal im Leben schämte ich mich nicht für mein Handicap.

 

Als es anfing zu dämmern, der Sturm tobte ungebrochen, wurden wir beide müde, beendeten die Hopserei und widmeten uns dem Feuermachen. Tatsächlich schaffte es Clementina innerhalb weniger Minuten, mir zu zeigen, wie ich ein magisches Feuer entfachen konnte, ohne irgendwas abzufackeln. Vielleicht lag es wirklich nicht daran, dass ich absolut unfähig war, sondern daran, wie mir bisher Dinge erklärt wurden. Angelo hatte mir so gut wie nichts beigebracht – und wenn er es doch mal versuchte, dann mit Rumbrüllen, Fluchen und Erniedrigungen, mit dem Ergebnis, dass ich viel zu verängstigt war, um wirklich etwas zu lernen. Charly hatte zwar viel Geduld, verlor aber ständig den Faden, sodass ich die magischen Sprüche durcheinanderbrachte genau wie sie. Clementina dagegen war einfach fantastisch. Geduldig, liebevoll und klar in ihren Anweisungen. So machte Lernen richtig Spaß.

 

Die Nacht verbrachten wir aneinander gekuschelt in der Baumhöhle und dachten uns phänomenale Abenteuer aus, die wir zusammen als Ausreißer*innen in der Magischen Welt erleben würden, bis wir schließlich einschliefen.   

 

 

KI-Bild eines großen weißen Schneehasen, der Richtung Betrachter:in springt. Im Hintergrund blauer Himmel und schneebedeckte Tannenbäume.
Freies Bild von Pixabay. Clementinas Vater in Action.

Ich erwachte früh. Draußen wurde es bereits hell und der Schneesturm war vorbei. Mit gespitzten Ohren versuchte ich zu orten, was mich geweckt hatte. Da. Da war es wieder. Immer wieder Rufe. Von neun verschiedenen Stimmen. Aus neun verschiedenen Richtungen.

„Clementina! Clementina, wo bist duuuu?“

 

Für einen Moment sah ich traurig auf das kleine weiße Flauschbällchen, was noch immer gemütlich schlummerte. Sie wurde gesucht – und aus unseren gemeinsamen Abenteuern würde nichts werden. Dann atmete ich durch und weckte sie.

„Ich glaube, deine Familie ist in der Nähe und sucht nach dir.“

„Was?“, verschlafen rappelte sie sich auf und hoppelte zum Eingang der Baumhöhle.

„Clementinaaa“, erklang es erneut, dieses Mal ganz in der Nähe.

„Mamaaaa? Ich bin hier! Mamaaaa!!!“

„Clementina? Bleib, wo du bist! Ich komme!“

Und nur wenige Sekunden später erschien vor der Baumhöhle eine große Schneehäsin, die zunächst „Ich habe sie gefunden!“ rief und dann ihre Tochter herzlich und weinend zugleich begrüßte.

„Zum heiligen Hasenohr, was habe ich mir für Sorgen gemacht!“, teilte sie Clementina schließlich mit. „Und Papa auch.“

Sie deutete auf den großen männlichen Hasen, der in diesem Moment hinter ihr auftauchte.

„Das sind meine Eltern. Carl und Cosima. Und das ist Merlin“, stellte uns Clementina gegenseitig vor und wirkte dabei glücklich und unglücklich zugleich.

Mittlerweile waren auch ihre Brüder eingetroffen und standen der Größe nach aufgereiht hinter ihren Eltern. Wie Orgelpfeifen.

„Und das sind …“

„Calimero, Claudius, Constantin, Calle, Cäsar, Cornelius und Caspar“, vollendete ich ihren Satz. Diese Namen hatten sich mir in genau dieser Reihenfolge eingeprägt. Bis heute.

Calimero, der Älteste, sah seine Schwester an: „Bitte komm nach Hause. Wir vermissen dich alle. Und …“, er sah zu Boden, als er weitersprach: „Es tut uns leid. Uns allen. Wir versprechen, in Zukunft netter zu dir zu sein. Großes Hasenehrenwort.“ Die anderen sechs nickten bei jedem seiner Worte.

Clementina schluckte. Sah zu ihrer Familie. Dann zu mir. Und sagte dann etwas, was mich zutiefst rührte: „Ich komme nur mit, wenn Merlin auch mit darf. Wenn ihr ihn adoptiert. Der ist jetzt nämlich mein Freund. Und hat kein Zuhause. Und keine Eltern.“

Trotzig und entschlossen starrte sie ihre Eltern an.

„Aber es muss doch irgendein Tier geben, das ihn vermisst und sucht“, wandte der Vater ein. (Mau, ich liebe es ja, wenn eins über mich spricht, als sei ich nicht anwesend.)

„Nein“, widersprach Clementina heftig. Bevor sie jedoch fortfahren konnte, ertönte hinter den Schneehasen eine mir inzwischen vertraute Stimme.

„Doch!“

Charly. Bis heute kann sie sich, wenn sie will, so leise bewegen, dass sie wie aus dem Nichts auftaucht und allen Anwesenden dadurch einen riesigen Schrecken einjagt.

 Sie stand hinter der Hasenfamilie, die Schnurrhaare völlig vereist, und sah mich an:

„Wenn du das nächste Mal eine Auszeit vom Zauberwald brauchst, sag mir bitte Bescheid. Ich habe mir Sorgen gemacht und es war nicht einfach, dich zu finden. Bist ganz schön weit weg vom Zauberwald.“

Ich schluckte. Dass Charly mich suchen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.

(Wie sie mich überhaupt gefunden hatte, erfuhr ich erst ein paar Tage später. Tatsächlich hatte sie angefangen, sich Sorgen zu machen, als ich am Abend immer noch nicht nach Hause gekommen war, zumal der Zauberwald mittlerweile fest in der Hand des Sturmes war. Und so hatte sie sich von Hütte zu Hütte gekämpft, um zu fragen, ob mich wer gesehen hatte. Das muss sie viel Überwindung gekostet haben, als Einsiedlerin, die eigentlich jeden Kontakt zu den Tieren im Zauberwald mied und deswegen als sonderbar und „schrullig“ verschrien war. Nun, irgendwer hatte den Angriff von Hakoons Bande auf mich wohl beobachtet, wer anders hatte gesehen, wie und wo ich den Zauberwald verließ. Und so nahm sie meine Verfolgung auf, nachdem sie rasch noch etwas anderes erledigt hatte, dazu gleich mehr. Charly hat ein außergewöhnliches magisches Gehör; es reicht kilometerweit. Doch der Sturm und mein Vorsprung machten es ihr schwer, mich zu orten. Nur hin und wieder erwischte sie Gedankenfetzen von mir, die ihr halfen, einigermaßen auf der richtigen Spur zu bleiben. Clementinas Familie hatte es da einfacher gehabt; meine puschelige Freundin hatte sich gar nicht so weit von ihrem Zuhause entfernt, wie sie geglaubt hatte.)

Jetzt, im Eingang der Zaubereiche stehend, hallten Charlys Worte in mir nach: Wenn du das nächste Mal eine Auszeit vom Zauberwald brauchst, sag mir bitte Bescheid.

Kein Wutausbruch, wie ihn Angelo gehabt hätte (wobei – der hätte mich wahrscheinlich nicht gesucht), stattdessen quasi die Erlaubnis auch mal abhauen zu dürfen?

Ich schluckte meine Verwunderung und den Kloß im Hals runter und begrüßte Charly.

„Na, siehst du“, freute sich Clementinas Vater, „dann ist ja alles paletti und wir können alle nach Hause.“

Clementina und ich sahen uns einen Moment lang an. Ihr Blick war genauso traurig wie meiner.

„Ich komme dich besuchen, okay? Ganz oft! Versprochen!“ Clementina stupste mit ihrer Nase gegen meine.

Ich war so traurig, dass ich keinen einzigen Ton herausbekam, und so rieb ich nur ganz kurz meinen Kopf an ihrem weichen Fell.

Dann sahen Charly und ich stumm zu, wie die Hasenfamilie davon hoppelte. Vorweg der Vater, gefolgt von Calimero, Claudius, Constantin, Calle, Cäsar, Cornelius und Caspar und Clementina. Als letztes die Mutter. Witziges Bild. Eigentlich. Nur war mir damals nicht zum Lachen zumute.

 „Komm, lass uns zurück gehen. Ist ein weiter Weg“, sagte Charly schließlich.

Die meiste Zeit schwiegen wir. Charly berichtete mir lediglich knapp, dass der Vorstand und die Wetterfrösche das Wetter im Zauberwald wieder im Griff hatten und wir nun eine herrlich winterliche Landschaft bei angenehmen Temperaturen und mit freien Wegen hatten. Wenigstens das.

 

Rückblickend gesehen, während ich hier auf Annas Bett kuschele, wundere ich mich schon über den sehr unwahrscheinlichen Zufall, mitten in diesem winterlichen Unwetter ausgerechnet auf eine so wunderbare Schneehäsin gestoßen zu sein. Damals habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Schon seltsam, wie das Leben so spielt. Aber vielleicht war da ja auch etwas Magie im Spiel – wer weiß das schon. Miau.

 

Aber zurück zur Geschichte: Als es nur noch wenige hundert Meter bis zur Grenze des Zauberwaldes waren, blieb ich stehen.

„Ich will überhaupt nicht zurück“, brach es aus mir heraus.

„Wegen Hakoon und den anderen?“

Überrascht sah ich Charly an und nickte.

„Von denen hast du definitiv nie wieder etwas zu befürchten.“

Etwas an Charlys Tonfall ließ mich besorgt aufschauen: „Du hast doch nicht …?“

„Sind noch am Leben, keine Sorge. – Und auch unverletzt, große Katze im Himmel, wofür hältst du mich?! Die haben ne kräftige Ansage von mir bekommen und …“ Sie schmunzelte. „Ach, das wirst du schon sehen.“ Dann wurde ihr Blick wieder ernst: „Wenn dich jemals wieder jemand so terrorisiert, sag mir bitte Bescheid.“

Ich nickte zögernd und wir gingen den Rest des Weges zurück.

 

Als wir den großen Versammlungsplatz erreichten, blieb ich mit großen Augen stehen: Eine große Gruppe jugendlicher magischer Hunde, Katzen und sonstiger Haustiere hatte vier knallbunte Gestalten umringt.

„Von einer alten Katze …“

„Immer auf Macker tun und dann …“

Ich hörte nur Satzfetzen, der Rest ging in dem geradezu brüllenden Gelächter unter.

Die vier Gestalten waren, wie ich jetzt erkannte, Hakoon und seine Gang. Hakoons Fell war neonorange, die anderen erstrahlten in neongelb, neongrün und neonrot.

„Zum heiligen Hasenohr. Das ist ja der Hammer!“, platzte es aus mir heraus und ich sah Charly bewundernd an, während Hakoon und seine Kompagnons versuchten, der sie verspottenden Menge zu entkommen. „Das warst du, stimmt’s? Zeigst du mir diesen Zauber?“

Charly brummelte auf ihre gewohnte Art: „Ja, ich kenne wohl einen solchen Farbzauber und zeige ihn dir gerne.“ Sie sah mich an und für einen Moment blitzte der Schalk in ihren Augen auf und ich bekam eine Ahnung, wie Charly wohl als junge Katze gewesen war.

 

Ich genoss noch kurz den Anblick, wie Hakoon und die anderen die Flucht antraten, verfolgt von einigen immer noch lachenden Hunden, dann gingen Charly und ich zurück in ihre Hütte. 

 

 

Bild, vermutlich KI generiert. Rechts sieht eins schneebedeckte Tannen. Links hängen schneebedeckte Tannenzweige ins Bild. Im Hintergrund dunkel blauer Himmel mit Schneeflocken, in der Mitte eine hellere Stelle, vermutlich Mondlicht.
Freies Foto von Pixabay. Der Zauberwald im Schnee.

Die Tage bis Weihnachten setzte Charly tatsächlich alles daran, mir diesen Farbzauber beizubringen. Der war nicht einfach, aber schließlich gelang es mir, alles rund um Charlys Hütte pink zu färben. Leider nur pink. Andere Farben bekam ich einfach nicht hin und aus mir bis heute unerklärlichen Gründen durfte ich in der Hütte nicht üben. Ja, okay, wahrscheinlich stand sie nicht so auf pinke Wände. Pfff.

 

Und dann war er da, der Weihnachtsabend. Ich hatte mich auf meinem Lager zusammengerollt und wollte von dem ganzen Trubel nichts wissen. Doch irgendwann stupste mich Charly an: „Komm mal mit.“

 

Wäre ich damals schon so selbstbewusst gewesen wie heute, ich hätte wohl murrend abgelehnt. So folgte ich ihr brav, aber nicht glücklich zu einem Plätzchen am Rande des Versammlungsplatzes, gut versteckt in einem der mit Pulverschnee bedeckten Sträuchern, die den Rand des Platzes säumen.

„Von hier aus schaue ich mir das Spektakel immer an. Ist nämlich eigentlich wirklich ganz hübsch“, gestand mir Charly.

 

Der gesamte Zauberwald war mit bläulich schimmerndem Schnee bedeckt, winzige Lichter funkelten in allen Farben in den Bäumen. In Sternchenform. Überall gab es kleine Buden mit Snacks und bequeme Kissen, die zu Sitzgruppen angeordnet waren. Auf dem Platz selbst war die Tanzfläche. Unsere Band spielte auf dem Podium, wo sonst der Vorstand bei Versammlungen saß, alte Klassiker – und es steppte im wahrsten Sinne des Wortes der Bär. Also zumindest einer. Der Rest auf der Tanzfläche waren andere magische Tiere.

 

 

Bild, KI generiert. Lila Hintergrund. In der Mitte liegt auf einem runden Tischchen ein aufgeblätterte Buch, von dem aus helle Funken aufsteigen. Magisch.
Freies Bild.

Während mein Blick über den Wald und den Platz wanderte, entdeckte ich den Geschenkekorb (=> Karibische Weihnachten), nur wenige Meter von unserem Versteck entfernt. Miau, wie sehr juckte es mich in den Pfoten, dort rüberzugehen und ein Geschenk herauszuziehen. Angelo hatte mir das nie erlaubt.

 

Charly dagegen hatte es mir offensichtlich an meinem Gesicht angesehen und stand mit einem „Na, los“ auf. Als ich zögerte, forderte sie mich mit einer Kopfbewegung auf, ihr zu folgen und so schlichen wir uns vorsichtig zum Geschenkekorb, wo gerade nichts los war. Manchmal muss eins da nämlich echt anstehen.

 

Tja, und so steckte ich das erste Mal die Pfote in den Korb und zog das allertollste Geschenk heraus, was eins sich nur denken kann: ein magisches Notizbuch mit einem dazugehörigen speziellen Stift. Die Einträge darin sind nur für das Lebewesen lesbar, das sie geschrieben hat. Alle anderen sehen nur Kringel und Zahlen und Zeichen, die nicht dechiffrierbar sind. Bis heute das Beste, was ich je an Weihnachten ergatterte.

 

Und dieses kleine Notizbuch, das sich bis heute in meinem Besitz befindet, meine zauberhaften Leser*innen, weckte meine Liebe zum Schreiben. Lange benutzte ich es vor allem als Tagebuch, aber ich träumte davon, ein magischer Kater zu werden, der Geschichten für Groß und Klein schreibt, und so finden sich dort die ersten Entwürfe dafür. Tja, und etwa 190 Jahre nach jenem Weihnachtsabend gibt es nun diesen Blog. Manche Sachen brauchen halt ein bisschen länger.

 

Charly hatte übrigens deutlich weniger Glück und zog nur eine Tröte heraus, die in allen magischen Sprachen Schimpfworte von sich gab, wenn eins in sie blies. Irgendwie lustig, aber nicht sonderlich nützlich.

 

Tja, und das war es für heute schon wieder. Kommt gut durch die kommenden Tage. Egal, wie – und denkt daran, es geht auch dieses Jahr wieder vorbei. Macht auf eure Art das Beste daraus!

 

Wir lesen uns. Wie immer freue ich mich über Kommentare hier auf dem Blog oder auf meinen Social Media Accounts. Bis bald.

Es grüßt euch herzlich euer Merlin.

 

Nachtrag:

Okay, hier ist wieder einiges offengeblieben. Also der Reihe nach:

1. Traurigerweise habe ich Clementina nie wieder gesehen. Kurz nach unserer Begegnung wurde ihre Mutter in eine Dimension in der Zukunft versetzt, der genaue Ort und die genaue Zeit unterlagen leider der Geheimhaltung. Cosima war damals unsere Chefspionin, der Job, den jetzt Konrad hat; das hatte Clementina mir in der Nacht in der Baumhöhle wohl vergessen zu erzählen. Vielleicht durfte sie auch nicht; diese Spionagedinge sind ja oft heikel.

 

2. Hakoon und seine Bande machten von da an einen großen Bogen um mich. Es gab zwar andere, die mich hin und wieder piesackten, aber nicht so schlimm wie diese vier. Charlys Aktion hatte die Runde gemacht und offenbar war keins gewillt, monatelang bunt eingefärbt durch die Gegend zu laufen.

  

3. Ich selbst habe den Farbzauber als Kind und Jugendlicher nie eingesetzt, zu groß war die Angst, dass ich es im Ernstfall vermasseln und mich pink färben würde statt meines Gegenübers. Auch Charlys Angebot, sie um Hilfe zu bitten, wenn mich jemand zu sehr schikanierte, habe ich nie angenommen; vor allem über das Getuschel, dass meine Mutter eine Unheilvolle wäre, das mir durchaus zu Ohren kam, habe ich nie mit ihr gesprochen. Ich glaube, ich hatte zu viel Angst, dass es wahr sein könnte. Aber allein das Gefühl, ich könnte sie um Hilfe bitten, wenn ich denn wollte, hat etwas verändert. Ich war nicht mehr ganz allein in dieser unendlich großen Magischen Welt, auch wenn ich noch lange ein Einzelgänger blieb. Erst Mascha und der damals so kleine, quirlige Snowflake (=> Bewährungsprobe) halfen mir, wirkliche Freund*innen zu finden. 

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Kommentare: 6
  • #1

    Noch ein Merlin :-) (Sonntag, 17 Dezember 2023 11:46)

    Hallo Merlin :-)

    Wenn mir und meinem Dosenöffner etwas ganz besonderes gut gefällt und uns bewegt, dann nennen wir das Herzwärmer.
    Und das Herz wurde uns so richtig warm.
    Danke für diese schöne und bewegende Weihnachtsgeschichte, die schöne Erinnerungen geweckt hat. So soll es sein, grade in diesen Zeiten, in welchen man sich einen magischen Zauberwald sehr wünscht.
    Lieber Merlin, dir und den Deinen wünschen wir von Herzen ein schönes, frohes und friedliches Weihnachtsfest. Lasst es euch so richtig gutgehen. Und für's nächste Jahr weiterhin ganz viel Erfolg, Glück und Gesundheit und sowieso nur die allerbesten Wünsche.

    Fühl dich lieb gedrückt, bis bald :-)

  • #2

    firefly (Sonntag, 17 Dezember 2023 15:20)

    "nicht mehr ganz allein" - das gefühl stellt sich auch beim lesen ein. Und das bild vom steppenden bär bleibt mir noch eine weile erhalten �

  • #3

    @energiepirat (Sonntag, 17 Dezember 2023 20:28)

    Eine wunderbare Geschichte. Klasse. Berührt viele Facetten, die in unserer allgemeinen Welt nie besprochen werden. Und man findet sich selbst an vielen Stellen wieder. Vieles ist so vertraut. Das gefällt mir. Danke Merlin. Es ist schön, dass es Dich gibt,

  • #4

    Ginny (Sonntag, 17 Dezember 2023 21:52)

    Ich liebe deine Geschichten aus dem Zauberwald. Und die Hasenfamilie ist lustig.

  • #5

    Jule (Freitag, 29 Dezember 2023 18:13)

    Merlin, du schreibst so wunderschön, dass man garnicht aufhören möchte zulesen.

  • #6

    Erna (Dienstag, 20 Februar 2024 11:48)

    Lieber Merlin,
    vielen Dank für diese zauberhafte Geschichte. Zunächst wurde mir etwas schwer um´s Herz, als ich las, wie Hakoon und seine Bande Dich schikanierten und Du Dir nicht anders zu helfen wusstest, als abzuhauen. Aber dann wurde es so schön, als Du Clementine, dieses liebe, sanfte und trotzdem starke Hasenmädchen triffst und dann Charly nach Dir sucht und Dich - zum Glück - findet. Und bei dem Farbzauber musste ich dann richtig lachen :-D (ich verstehe nur nicht, wie man keine pinken Wände mögen kann, ich finde sie toll!)
    Danke, dass Du das mit uns geteilt hast und uns immer wieder auf eine fantastische Reise mitnimmst!
    Liebstes Wuff an Anna und die anderen und natürlich an Dich!
    Deine Erna