8. Ämterchaos - Unerwartete Schwierigkeiten

Miau und hallo, meine zauberhaften Fans!

 

Also, ich wollte euch ja berichten, was passiert ist, nachdem Heinz die Bühne betreten hatte und Anna & Co mit Briefen geradezu terrorisierte (=> Geschichte 7).

 

Es bestand dringender Handlungsbedarf, bevor der Typ noch mehr Unheil anrichtete. Daher schnappte ich mir eines Nachmittags meine Magische Feder und machte mich wieder einmal auf den Weg ins Amt, das zum Glück nicht so weit von Annas Wohnung entfernt liegt. Wie gewöhnlich betrat ich das Amtsgebäude über ein leicht zu öffnendes Kellerfenster, das zu einem Abstellraum gehört, sodass ich nicht so viel klettern und springen muss, weil da alles voller alter Möbel steht. Die perfekte Treppe für mich sozusagen. Im Erdgeschoss angekommen musste ich erst mal schmunzeln – die Wände waren noch immer pink, wenn auch inzwischen etwas angegraut. Bei meinem allerersten Besuch hier hatte ich diese hässlichen Räume mit Hilfe von Magie renoviert. Mir hatte ursprünglich ein helles, beruhigendes Rosa vorgeschwebt.

 

Nun ja. Pink ist ja auch ganz schön.

 

Die Topfpflanzen, die ich damals in der Eingangshalle verteilt hatte, sahen schon eine Weile nicht mehr gut aus. Ich stupste vorsichtig eine an. Hm, selbst Magie kann Totes nicht mehr zum Leben erwecken. Die war wohl hinüber.

 

Kurzerhand brach ich in den Glaskasten des Pförtners ein und besorgte mir die Zimmernummer von Heinz. Erster Stock. Wie praktisch.

 

Bis hierhin verlief alles wie immer; ich hatte da ja Übung drin. Vorsichtig schlich ich also die vertrauten Gänge entlang, bereit mich, jederzeit zu verstecken; hin und wieder macht hier nämlich tatsächlich mal jemensch Überstunden, und ich wollte nicht entdeckt werden. Doch das Amt war wie ausgestorben und so erreichte ich ohne Zwischenfälle das Büro von Heinz. Ich fixierte das Schloss, um es mit Hilfe meiner Magie zu öffnen.

 

Ich glaub, ich habe euch nie erklärt, wie die Magie von uns Zaubertieren funktioniert, oder? Das meiste machen wir mittels Gedankenkraft und sog. Energiestrahlen. Wir denken konzentriert an das, was wir erreichen wollen, und schicken einen Energiestrahl los. Magische Sprüche benutze ich selten, die sind eher was für Anfänger*innen, um die Magie zu verstärken.

 

Im Gegensatz zu sonst sprang die Tür nicht sofort auf. Verwirrt verstärkte ich den Energiestrahl – ok, jetzt. Seltsam. Vielleicht war ich einfach nicht konzentriert genug gewesen, dachte ich noch, und schlüpfte durch die Tür. Kaum hatte ich alle vier Pfoten in dem Raum überfiel mich ein Frösteln, obwohl der Raum fürchterlich überheizt war. So viel zum Thema Energiesparen in öffentlichen Gebäuden. Aber irgendwas war hier atmosphärisch nicht in Ordnung. Ich verharrte einen Augenblick, konnte aber nicht ausmachen, was das war.

 

Reiß dich zusammen, Merlin, dachte ich und suchte das Büro nach Annas Akte ab. Sie war weder im Aktenschrank noch in den Schubladen des Schreibtisches. Auf dem Schreibtisch befand sich nur der PC, ein Stift und ein Kalender. Blitzeblank aufgeräumt. Wo war das verflixte Ding? In einer Ecke des Zimmers befand sich ein weiteres Schränkchen – vielleicht dort. Im Gegensatz zum Aktenschrank und den Schreibtischschubladen war es abgeschlossen und ich konnte es nicht einfach mit den Pfoten öffnen. Ich schickte daher einen Magiestrahl los, der – was zum Feenstaub? – sofort auf mich zurückprallte und mich durchs Zimmer schlittern ließ. Halleluja. Meine Magie hat ganz schön Power. Doch es war nicht der Moment, auf meine Fähigkeiten stolz zu sein. Mir wurde schlagartig klar, was hier das Problem war:

 

Es war nicht nur die Tatsache, dass diese Kommode durch eindeutig Miese Magische Energie verschlossen worden war – das ganze Büro war verseucht damit. Miese Magische Energie ist jene Form der Magie, die vor allem von den Unheilvollen Magischen Tieren angewandt wird. Daher fröstelte ich so dermaßen. Große Katze im Himmel! Wer oder besser was war dieser Heinz? Kurzerhand kletterte ich mit Hilfe des Drehstuhls auf den Schreibtisch und startete den Computer, in der Hoffnung dort irgendwas Aufschlussreiches zu finden und vor allem an Annas Akte zu kommen. Zum Glück habe ich ja inzwischen ein paar Computerkenntnisse. Doch ich scheiterte erneut; der PC war passwortgeschützt. Ok, war ja eigentlich zu erwarten gewesen. Mit Magie brauchte ich es gar nicht zu versuchen; bei eurem elektronischen Kram versagt die leider grundsätzlich. Und das Knacken von Passwörtern übersteigt dann doch meine Kenntnisse. Frustriert hockte ich auf dem Schreibtisch und versuchte zu begreifen, was hier vor sich ging, als ich oben auf dem Aktenschrank einen Stapel Akten entdeckte. Sofern das noch möglich war, wurde meine Frustration noch größer. Da kam ich allein nicht dran, zu hoch. Ich hatte zwar in den letzten 20 Jahren eifrig trainiert, Gegenstände mit Magie von einem Ort zum anderen schweben zu lassen, um Anna vernünftig im Haushalt helfen zu können, aber meine Magie würde in diesem Raum kläglich versagen. Und die Magische Feder ebenso. Insofern war es egal, dass ich Annas Akte nicht in die Pfoten bekam. Ich musste erst mal herausfinden, was es mit diesem Heinz auf sich hatte. Theoretisch hätte ich sofort den Rat der Magischen Tiere informieren müssen, denn ich hatte eine ganz böse Ahnung. Doch ich beschloss, das nicht ohne Beweise zu tun.

 

So ging ich nur kurz nach Hause, um ein Nickerchen zu machen und nach Anna & Co zu sehen, und schlich am frühen Morgen wieder in das Amt. Dort platzierte ich mich im Gang von Heinz Büro hinter einer der verdorrten Topfpflanzen und hoffte, nicht entdeckt zu werden. Leider verfügen wir magischen Tiere nicht über die Fähigkeit, uns unsichtbar zu machen; aber ich kann ganz gut mit der Umgebung verschmelzen. Ja, gut, das können normale Katzen auch.

 

Der Mann, der schließlich die entscheidende Bürotür aufschloss und somit Heinz sein musste, war auf den ersten Blick absolut durchschnittlich. Mittelgroß, mittelschwer, mittelblond. Das einzig Auffällige an ihm war, dass er offenbar eine Leidenschaft für protzigen Goldschmuck hatte. An jedem seiner Finger trug er überdimensionale Ringe und die Handgelenke waren mit goldenen Armreifen geschmückt. Strange. Ich mag ja keinen Schmuck. Außer um damit zu spielen. (Und das habe ich nie geschrieben!!!)

 

Nachdem ich nun wusste, wie Heinz aussah, begann ich noch am gleichen Nachmittag damit, ihn zu observieren. Ich lauerte ihm zum Feierabend vor dem Amt auf – und hatte Glück. Weder stieg er in ein Auto noch nahm er die Öffentlichen. Beides hätte mich vor größere Probleme gestellt. Er machte sich zu Fuß auf den Weg. Sein erster Gang führte ihn in einen Supermarkt. Durch die Scheibe hatte ich einen guten Blick auf den Kassenbereich. Keine ungewöhnlichen Sachen, die er da aufs Band legte. Gut, seine Ernährung war offenbar sehr fleischlastig, aber das ist meine auch. Der Weg zu dem Haus, in dem er wohnte, war zum Glück ebenfalls nicht weit; es regnete nämlich schon wieder – und ich hasse es, wenn ich nass werde. Ich beobachtete, wie er das Haus betrat und kurz darauf im zweiten Stock das Licht anging. Ärgerlicherweise ließ er sofort die Jalousien runter. Aber die Wohnung war ausfindig gemacht. Ich verbuchte das mal als Teilerfolg und wartete am nächsten Morgen vor dem Altbau, bis er das Haus wieder verließ.

 

Ich kam problemlos in den Hausflur. An der Wohnungstür – ihr könnt es euch denken – scheiterte ich erneut. Auch diese war mit MME gesichert. Einen Versuch war es dennoch wert gewesen. Von außen über die Fenster einzusteigen, zog ich erst gar nicht in Betracht. Ich würde sowieso abstürzen.

 

Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so frustriert war; zumal die Zeit wirklich drängte, denn zu Hause war die Hölle los. Anna hatte seit Tagen viel zu wenig Schlaf bekommen, vor lauter Sorgen, und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Das hielt sie nicht mehr lange durch. Warum wohnte der Mistkerl nicht einfach im Erdgeschoss, verdammter Feenstaub?! Die nächsten Abende verbrachte ich damit, auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Gebüsch zu hocken und die verdunkelten Fenster von Heinz Wohnung anzustarren. Ich wusste selber nicht, was ich mir davon versprach. Es gab keinen Weg hinein, nicht ohne Hilfe.

 

Tja, und am fünften Abend in Folge passierte es:

 

Tasso stand vor mir. Ich hatte sehr wohl registriert, dass in der Straße nach Einbruch der Dunkelheit regelmäßig ein Schäferhund ohne menschliche Begleitung herumstreunte, und mich sicherheitshalber jedes Mal, wenn ich ihn sah, etwas tiefer im Gebüsch versteckt. Eins weiß bei Hunden ja nie. An jenem Abend sah ich ihn erst, als er direkt vor mir stand und mich freudig mit dem Schwanz wedelnd anbellte. Wie ihr wisst, bin ich der Sprache vieler Lebewesen mächtig – und so verstand ich sofort, was dieser aufdringliche Hund von sich gab:

 

„Sehr gut. Ich habe mich nicht getäuscht, gestern Abend. Du bist es. So schön dich zu sehen. Was machst du hier? Geht es dir gut?“

 

Während er unermüdlich monoton weiter quasselte und eine Frage nach der nächsten stellte, ohne Antworten abzuwarten, machte es klick.

 

„Tasso?“, stieß ich ungläubig hervor. Das konnte nicht sein. Es war mehr als 25 Jahre her; der konnte doch gar nicht mehr leben.

 

Doch, wie ihr bereits wisst.

 

Und gegen meinen Willen, ich war ja damals kein allzu großer Fan von ihm gewesen, freute ich mich tatsächlich sehr, ihn wiederzusehen. Er kam zu mir ins Gebüsch und die nächste Stunde über erzählte zunächst er mir seine Geschichte (Himmel, es ist wirklich anstrengend ihm zuzuhören, ohne einzunicken.) und ich ihm, warum ich mich hier aufhielt.

 

Tasso sah zu den Fenstern im zweiten Stock, die im Dunkeln lagen.

„Die Jalousien sind doch gar nicht unten.“

Ich stutzte. Tasso hatte Recht. Ich war an dem Abend so besorgt um Anna gewesen und hatte hin und her gegrübelt, was ich tun könnte, dass sich nicht nur Tasso mir unbemerkt hatte nähern können, sondern mir war offenbar auch entgangen war, dass Heinz von seiner Routine abgewichen war. Er musste heute direkt in die Küche gegangen sein und sich nach wie vor dort aufhalten. Küche und Bad sowie ein weiteres Zimmer lagen zum Hof und nicht zur Straße. (Ich war ein paar Mal im Hof gewesen; sodass ich meinte eine relativ klare Vorstellung vom Schnitt der Wohnungen zu haben.)

„Ich habe eine Idee“, informierte mich Tasso, „behalt die Fenster gut im Auge.“

 

Sprach es, setzte sich mitten auf die Straße und begann zu bellen und zu jaulen, was das Zeug hielt. Blitzschnell schützte ich meine empfindlichen Ohren mit Magie, ratlos, was er mit dem Lärm bezweckte. Doch dann dämmerte es mir. In der Straße ging ein Fenster nach dem anderen auf und diverse Leute brüllten Wut entbrannt irgendwelche Unflätigkeiten Richtung Tasso. Der machte unberührt davon weiter – und dann passierte es:

In Heinz‘ Wohnung wurde die Tür zu dem, was ich für das Wohnzimmer hielt, aufgestoßen. Doch bevor ich wirklich realisieren konnte, was ich für eine Millisekunde im Schein des Flurlichtes sah, war Heinz schon am Fenster, öffnete es und schleuderte irgendwas Richtung Tasso. Der reagierte schnell und sprang gerade noch rechtzeitig zu mir ins Gebüsch zurück, denn schon explodierte etwas mit dunkelgrünen Funken, just an der Stelle, wo Tasso eben noch gesessen hatte. Uff. Das war knapp.

 

„Damit hast du deinen Beweis“, teilte mir Tasso etwas selbstzufrieden mit. „Dein Heinz hat einen Magiestrahl auf mich abgefeuert.“

Mein Heinz? Wohl eher nicht.

„Wir haben noch einen weiteren Beweis“, sagte ich, noch immer ungläubig auf das Fenster starrend, das Heinz inzwischen geschlossen und verdunkelt hatte. Es war genau so, wie ich es befürchtet hatte.

„Was meinst du?“, Tasso sah mich verwirrt an. Ich erklärte es ihm:

 

Heinz, wohl auch genervt von Tassos Gejaule, hatte einen entscheidenden Fehler gemacht. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer einen winzig kleinen Moment zu früh, sodass ganz kurz seine wahre Gestalt zu sehen war, bevor er zum Fenster stürmte. Hätte ich nicht ohne Unterlass das Fenster im Blick behalten, wäre es mir entgangen, dass das, was durch die Tür trat, kein Mensch war.

 

Sondern eine … Hyäne. Eine eindeutig magische Hyäne mit eindeutig gestaltwandlerischen Fähigkeiten und einer verblüffenden Ähnlichkeit mit Mathilda, dem neuen Vorstandstier. Mathilda war diejenige gewesen, die in meinem Prozess Anfang Januar 23 als einzige gegen mich gestimmt hatte (=> Geschichte 5. Ein Elchabenteuer & seine Folgen), und sie hatte eine große Schwester. Rosalie. Rosalie hatte schon immer einen sehr zweifelhaften Ruf gehabt. Ich war mir 200%ig sicher, dass es Rosalie war, die ich eben für einen Moment gesehen hatte. Tasso guckte immer noch verwirrt.

 

„Orr, pass auf“, setzte ich vor lauter Entsetzen ungeduldig erneut an. „Er bzw. eher sie hat die Gestalt zu spät gewechselt, verstehst du? Heinz ist tatsächlich kein Mensch, genau wie ich es befürchtet habe, sondern ein UMT (unheilvolles magisches Tier) namens Rosalie. Ich denke, die Unheilvollen sind wieder auf den Plan getreten und agieren bereits in der Welt der Menschen. Und ausgerechnet Anna hat natürlich wieder mal Pech – und - aaaah“, ich konnte gerade nur schreien. Und tat es auch.

Ist manchmal ganz befreiend, vor allem wenn das Leben so dermaßen absurd und schräg wird. Die Unheilvollen waren über die Jahrhunderte immer mal wieder in euer Dimension aktiv gewesen; bei vielen Krisen und Kriegen hatten sie von euch unbemerkt ihre Pfoten im Spiel. Aber das?

 

„Und jetzt?“, fragte mich Tasso, nachdem ich mich beruhigt hatte. Am liebsten hätte ich erst mal mit meinem Freund Snowflake gesprochen, aber der war mit einem Auftrag in der magischen Welt unterwegs. Er ist inzwischen so etwas wie unser Chefdiplomat. Keine Ahnung, ob er schon wieder im Zauberwald war. Gleich zu Maxi, der Vorstandsvorsitzenden?

 

Irgendwas hielt mich davon ab. Tasso hatte derweil nicht aufgehört zu sprechen und wieder hatte ich nicht richtig zugehört. Doch ein Wort ließ mich aufhorchen!

 

„Moment! Was sagst du?“, unterbrach ich seinen Redestrom.

 

„Das habe ich in einem der Bücher in der Bibliothek im Zauberwald gelesen. Da habe ich ja fast meine gesamte Jugend verbracht.“

 

„Was hast du gelesen?“

 

„Sagte ich doch. Dass es verschiedene Gegenstände gibt, die MME zumindest zum Teil blocken. Zumeist Schmuckstücke. Vor allem Ringe. Aber auch ein Halsband. Aber die sind seit Jahrhunderten alle verschollen. Genau wie das Wissen um ihre Kräfte. Stand alles in einem alten Schinken, den wohl seit Ewigkeiten niemand mehr angefasst hatte. Da war meterhoher Staub drauf.“

 

Halsband – das war das Wort, was mich hatte aufhorchen lassen. Verdammter Feenstaub.

 

„Das Halsband der Steinernen Katze“, fragte ich heiser und wollte es doch gar nicht wissen.

„Ja. Genau. Woher weißt du das?“ Ich stöhnte gequält auf und erzählte ihm von meiner Bewährungsprobe (=> 6. Die Bewährungsprobe).

„Aber … ich hatte es in meinem Reisegepäck, als ich damals vom Baum fiel. Und als ich ein paar Wochen später an den See in Brandenburg zurückkehrte, um es zu holen, lag mein Lederbeutel nicht mehr in dem Gebüsch, wo ich damals die Nächte verbracht habe. Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist.“ Das hatte mich sehr lange sehr geärgert. Mein magisches Equipment neu zusammenzustellen hatte etliches an Zeit gekostet.

 

„Der liegt bei uns im Keller“, bemerkte Tasso knapp.

 

„WAS?“

„Ja, Hanne (sein Mensch) und ich waren damals viel in der Gegend unterwegs. Dabei habe ich ihn entdeckt. Da warst du aber schon nicht mehr bei uns. Und so habe ich ihn für dich aufbewahrt. Dachte, du würdest ihn irgendwann holen kommen.“ Für einen Moment sah mich Tasso traurig an.

„Was kann das Ding?“, fragte ich.

„Nun, wenn ich mich richtig erinnere, blockt es MME so ungefähr um 50%; etwas mehr, wenn es von demjenigen getragen wird, der diese Art der Magie benutzt.“

 

50%. Das war nicht viel. Würde aber erst mal reichen, um Anna etwas Luft zu verschaffen. In meinem Kopf entwickelte sich ein Plan. Manchmal braucht eins – egal ob Mensch oder Zaubertier – einfach auch mal Glück, damit sich das Blatt wendet.

 

Wir machten uns also auf den Weg zu Tassos Zuhause, ein etwa 20-minütiger Spaziergang durch die Nacht. Und tatsächlich, im Keller lag er, versteckt in einer Ecke. Mein uralter Lederbeutel. Rasch warf ich einen Blick rein: Alles noch da, auch dieses verflixte Halsband, das mich vor Urzeiten so viel Nerven gekostet hatte, und meine erste magische Feder. Perfekt. Weitere 20 Minuten später standen wir im Büro von Heinz bzw. Rosalie. (Tasso hatte mit dem kleinen Kellerfenster so seine Schwierigkeiten, schaffte es aber schließlich sich durchzuquetschen.) Ich platzierte das Halsband der Steinernen Katze dicht neben mir und das Frösteln ließ schlagartig nach. Dann machte ich mich daran, den Aktenstapel vom Schrank mit Hilfe von Magie auf den Boden schweben zu lassen. Unfallfrei! Ja, da war Annas Akte. Endlich. Ich ging rasch die Bescheide durch – und die magische Feder entfernte zumindest die schlimmsten Auflagen.

 

„Das macht Rosalie doch morgen alles wieder rückgängig, mit ihrer MME.“, stellte Tasso nicht ganz zu Unrecht fest.

„So einfach wird das nicht“, kommentierte ich, denn ich war bestens vorbereitet und zog eine schmale Rolle Geschenkpapier aus meinem Lederbeutel. Etwas mitgenommen nach all den Jahrzehnten da drin, aber es würde seinen Dienst tun. Doch zunächst versuchte ich, die so gut gesicherte Kommode in der Ecke des Büros aufzubekommen. Wieder ergebnislos, mein Magiestrahl prallte erneut ab und traf dieses Mal um ein Haar Tasso. Gut, das Geheimnis würden wir heute Nacht wohl nicht mehr lüften. Schnell verpackte ich also das Halsband der Steinernen Katze mit dem magischen Geschenkpapier. Päckchen dieser Art kann eins nicht widerstehen; eins wird davon so angezogen, dass es auf jeden Fall geöffnet wird, ohne zu hinterfragen, von wem das Geschenk kommt – und bei der Vorliebe für Goldschmuck von Heinz bzw. Rosalie würde das Halsband mit Sicherheit getragen werden. Als Kette würde es einem Menschen gut passen – und Rosalie würde den Zauber der Magischen Feder hoffentlich nicht brechen können. Damit würde der Schaden, den sie anrichten konnte, zumindest eine Zeitlang für Anna (und eure Welt) in Grenzen gehalten werden.

 

Ich bat Tasso, für mich in der nächsten Zeit Rosalie zu beobachten, um sicherzugehen, dass unser Plan funktioniert hatte. Bei Schwierigkeiten sollte er mich über das alte magische Funkgerät informieren, das ich in meinem Lederbeutel gefunden hatte. Ich selbst musste wirklich dringend Maxi, der Vorsitzenden des Rates der Magischen Tiere, eine Gorilladame, über die Geschehnisse informieren und reiste, nachdem ich mich noch von Anna verabschiedet hatte, mal wieder durch Raum und Zeit in den Zauberwald. Ich sag’s mal so: Es wäre schlau gewesen, das Funkgerät vorher auszuprobieren …

 

 

So weit für heute. Aber keine Sorge, es geht schon bald weiter. Wie immer freue ich mich über Kommentare.

 

Es grüßt euch herzlich euer Merlin. 

Ein Schäferhund schaut mit gespitzten Ohren aufmerksam in die Kamera. Im Hintergrund ganz verschwommen eine Wiese.
Freies Foto von Pixabay.

Nachtrag: Hier noch ein Foto von Tasso, Ich denke, eins erkennt gut, wie aufmerksam er so durch die Welt geht. Miau. 

Kommentare: 2
  • #2

    Ginny (Donnerstag, 08 Juni 2023 06:41)

    Spannende Geschichte. Danke.

  • #1

    @energiepirat (Sonntag, 30 April 2023 20:07)

    Danke lieber Merlin, für diese spannende Geschichte. Da freue ich mich auf mehr. Schade, dass ich noch nicht weiterlesen kann. ;=)))